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Alt 05.07.12, 18:46:48
Zahl
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So, hier nun der nächste Teil der Serie: Die Sound-Nachbearbeitung.
Dies ist wie bereits im ersten Teil erwähnt am besten möglich, wenn man Spielsound und Mikrofon getrennt aufnimmt, aber auch wenn alles in einer Spur ist, lässt sich da noch ein bisschen was machen.

Zunächst mal müssen wir die Tonspur aus der AVI extrahieren. Dazu benutze ich das Tool AviDemux. Mit AviDemux die Videodatei der Aufnahme öffnen und im Audio-Menü "Save" wählen. Dabei sicherstellen, dass der Mode auf Copy steht, um unnötiges Transcoding zu vermeiden. Nun die Tonspur irgendwo hin speichern. Wenn man mit Fraps aufgenommen hat, ist das Tonformat *.wav, ansonsten muss man mal schauen, welche Endung man an die Datei zu hängen hat. Das ist wichtig, da Audacity eine *.wav Datei, die auf *.mp3 endet nicht erkennt, umgekehrt genauso.



Ist die Extraktion abgeschlossen, kommt die eigentliche Nachbearbeitung, welche mit dem Programm Audacity durchgeführt wird. Die Tonspur einfach ins Programm ziehen bzw. über das Menü öffnen. Dann sollte sich ein solches Bild ergeben:



Ich habe hier mal verschiedene Stellen markiert:
Der rote Pfeil zeigt auf laute Sprachstellen, die roten Balken zeigen sogar übersteuerung an (Ansicht -> Übersteuerung zeigen).
Der grüne Pfeil zeigt leise Sprachstellen.
Der lila Pfeil zeigt Spielsound, welchen ich vorher manuell etwas runtergeregelt hab.

Man sieht also, dass es sich hier um eine kombinierte Aufnahme von Spielsound und Mikrofon handelt.

Das ziel ist nun, die Lautstärke der Sprache auf ein annähernd gleiches Niveau zu bringen, aber den Spielsound leiser zu lassen. Dazu muss man etwas rumprobieren bis man gute Werte gefunden hat. Man läuft nämlich Gefahr, den Effekt zu stark einzustellen, wodurch dann auch der Spielsound massiv angehoben wird, und an Stellen wo gesprochen wird dann wieder plötzlich absinkt, dann ansteigt. Das klignt sehr unangenehm, als ob ständig jemand am Lautstärkeregler dreht.
Hier kann ich auch keine Absolutwerte geben, da es immer auf die Gesamtlautstärke eurer Aufnahme sowie das Verhältnis von Spielsound und Mikrofon ankommt. Allgemein gilt:

Lieber den Spielsound etwas zu leise, da das was ihr erzählt wichtiger ist (normalerweise zumindest ).

Falls eure Aufnahme insgesamt sehr leise ausfällt, also der Ausschlag nirgends auch nur annähernd ans Maximum kommt, solltet ihr die Spur zuerst normalisieren: Effekt->Normalisieren.

Jetzt gehts ans Angleichen der Lautstärke: Die Funktion nennt sich Dynamikkompression, zu finden unter Effekt->Kompressor.



Der Grenzwert gibt an, ab welcher Lautstärke komprimiert werden soll. Ich habe für meinen Fall ermittelt, dass Sprache über -33dB liegt. Den Regler für Nebengeräusche hab ich meist so 10-20dB drunter. Das Verhältnis kann man bei Sprache ruhig ordentlich hochschrauben, um einen starken Effekt zu erzielen. Auch die Ansprech- und Abklingzeit sollte ruhig so kurz wie möglich gewählt werden.
Die Vorhörfunktion nutz ich übrigens nie, ich schau mir das Ergebnis lieber auch noch mal direkt in Wellenform an und höre dabei die Stellen probe, die ich mir vorher gemerkt habe. Wenns schiefging Strg+Z und nochmal probieren.
Im Fall des Beispiels von oben sieht mein Ergebnis so aus:



Es ist genau die selbe Spur wie vorher an genau der gleichen Stelle. Wie man sieht haben sich die Sprachstücke sehr gut angeglichen, die Hintergrundgeräusche sind nur minimal lauter geworden, durch die anschließende Anhebung auf 0dB. Die Spur lässt sich jetzt viel angenehmer hören, da die Unterschiede weggefallen sind. Subjektiv nimmt man übrigens trotzdem noch einen klaren Unterschied zwischen leisem Reden und schreien wahr, auch wenn beides technisch gleich laut ist, einfach nur weil der Klang der Stimme dann ein völlig anderer ist, und der Verstand einem "sagt", dass es lauter ist.

Hat man Mikrofon und Spiel getrennt aufgenommen, kann man beide Spuren in Audacity untereinanderlegen, die ausgewählten Effekte werden immer nur auf die gerade ausgewählte Spur/Sektion angewendet (links eine Spur anklicken, um sie komplett zu markieren). Mit dem Lautstärkeregler links kann man die Spuren individuell in der Lautstärke zueinander anpassen, bis ein angenehmes Niveau erreicht ist.

Zum Schluss das Ergebnis nun über Datei->Exportieren speichern, um sie weiterverwenden zu können. Audacity kann von sich aus kein mp3 speichern, aber da man das Video ja wahrscheinlich sowieso noch weiterbearbeitet, tut es zur Not auch WAV. Ist zwar groß, aber wer hat heute nicht Plattenplatz im Überfluss. Zudem ist es ja nur vorübergehend, bis das finale Video fertig ist.


Jetzt kann man in seinem favorisierten Videobearbeitungstool das Video importieren und mit der modifizierten Tonspur unterlegen. Ganz wichtiger Schritt hierbei ist, den Ton des Ausgangsvideos zu deaktivieren und nur die nachbearbeitete zu verwenden, sonst war der ganze Vorgang für die Katz!
Da die Tonspur nun bereits voroptimiert ist, sollte man darauf achten, dass in dem Videobearbeitsprogramm keine Nachbearbeitungsfunktionen für den Ton aktiviert ist. Das Programm sollte die Tonspur bei der Ausgabe einfach nur komprimieren, mehr nicht.

Da die Wahl des Bearbeitungsprogramms jedem selbst überlassen ist, und die Auswahl auch viel zu groß ist, werde ich im nächsten Teil lediglich eine Mini-Anleitung posten, wie man mit Avidemux ohne Nachbearbeitung und Schnitt ein Video für den Upload auf Youtube vorbereitet. Wer andere Programme nutzen will, muss sich damit selbst auseinandersetzen. Dabei möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass ihr euch auch bei den Einstellungen des Bearbeitungsprogramms an die Formatempfehlungen für Youtube haltet (siehe erster Post). Es wäre z.B. ein äußerst dummer Fehler, das Spiel mit 30fps bei 1280x720 aufzunehmen, und dann im Bearbeitungsprogramm die Projekteinstellungen auf 25fps bei 720x576 stehen zu haben. Das Ergebnis wird für die Tonne sein.

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