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Alt 11.01.11, 14:26:11
Aragorn
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Quotendepp
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Oh du mein bayerischer Boulevard, um ein Haar hättest du wohlverdienten Winterschlaf halten können.

Aber dann, ein Novum, eine geradezu unfaßbare Revulotion nahm seinen Lauf beim FC Bayern. Louis van Gaal wechselt den Torhüter! Ohne vorher den Vorstand, die Schickeria oder wenigstens den Geist von Franz Josef Strauß in der Ruhmeshalle zu befragen.

Jetzt könnte man das als konsequentes durchziehen einer Strategie von Louis van Gaal betrachten. Man könnte es als Generationswechsel kommentieren. Oder sogar als Alternative für den Fall, dass Manuel Neuer eben doch nicht unterschreibt.

Aber wo wäre da der Zündstoff, denkt sich der geneigt süddeutsche Journalist und haut in die Tasten.

Ausgerechnet die Prese, die jahrelang mit Spaß über die Alleinherrschermentalität von Hoeneß und Rumenigge lästerte, kommt dem Vorstand jetzt zu Hilfe. Kaum, dass der FC Bayern einen Trainer hat, dem die Fans vertrauen und von dem Spieler begeistert sind, empören sich die Gatekeeper der Republik stellvertretend für den Vorstand.
Interessant.

Nun ist die Presse nur eine Gruppe von Shareholdern, wie der Unternehmer heute sagt. Fans (Kunden!) und Spieler (Mitarbeiter) sind weitere. Die allerdings, fangen an van Gaal zu verteidigen.

Dass es Fangruppen gibt, die lieber Kraft als Neuer im Tor haben wollen, weiß man dank prägnanter Plakate in der Allianz Arena schon eine gewisse Zeit. Und selbst die moderateren Anhänger können van Gaals Schritt nachvollziehen.

Es zeichnet sich eine bemerkenswerte Entwicklung im sonst so veränderungsresistenten Süden ab. Die in Stein gemeißelte Hierarchie in der 1. Gott bzw. Franz 2. Hoeneß und dann lang nix kommt, wankt. Der sturste aller Holländer stichelt unverhohlen und bekommt dafür Beifall von den roten Fans. Die Karrieren Müller und Badstuber, die Vertragsverlängerungen Schweinsteiger und Lahm - viel davon darf er sich ans Revers heften.

Christian Nerlinger ist sicher ein großer Teil diverser Verhandlungserfolge zuzuschreiben, aber seine Autorität ist nach wie vor durchsichtig. Als Heiner Geißler beim FC Bayern gehört er zu den Figuren im Theater, mit denen man langsam Mitleid bekommt. Es täte ihm gut, Stellung zu beziehen - nur wo? Neben Hoeneß auf dem Olymp stehen oder bei Louis auf dem Feld kämpfen - eine undankbare Wahl.

Die Macht von Hoeneß und Rumenigge baute neben ihren Ämtern immer auch auf die Sympathie der Anhänger und selbstverständlich ihrem fußballerischen Sachverstand.
Mit exakt den gleichen Argumenten hat Louis van Gaal viele Menschen rund um den FC Bayern für sich gewonnen und damit seine Position gestärkt. Gut, es waren relativ wenig Journalisten unter den neuen Fans. Deren Freude über einen weiteren sturen und tückischen Interviewpartner hält sich in Grenzen.

Letztendlich kann der Vorstand Louis van Gaal selbst für diese selbstverständliche Ausübung seines Berufs entlassen - aber beliebte Trainer lassen sich nur schwer abschütteln. (Fragen sie mal in Freiburg nach.)
Sollte sich jetzt noch der Erfolg einstellen, etwa mit grandiosen Leistungen durch Kraft, wird der Vorstand des FC Bayern akzeptieren müssen, dass sie mit einem starken Trainer mindestens auf Augenhöhe arbeiten müssen. Und das bedeutet nicht, ihm solange gut zuzureden, bis er das tut was die alten Götter wollen.

spox.com

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sk1ll3R meint: tztztz, full-quote und dann nichtmal ordentlich in 'ne QUOTE-Umgebung gesetzt

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