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#47
Alt 24.08.12, 13:19:02
Chief
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Zitat von Pestilence
Ich habe nie gesagt dass man komplett aufs Auto verzichten soll, aber man könnte auch einfach eine Wohnung zwischen den Arbeitsstätten der Partner suchen und versuchen diesen Weg mit möglichst wenig Kraftstoff zu erreichen. Wieviel Sprit verbraucht denn dein Wagen auf 100 Kilometer? Fährst du vorausschauend und defensiv? Ist der Reifendruck richtig? Wann warst du das letzte mal in der Werkstatt, um zu fragen was man machen könnte damit das Auto möglichst wenig Kosten für Benzin hat? Was spricht gegen einen Roller, eine Mofa oder einen Elektro-Fahrrad?
Für die Fahrer der Linie S6 tut es mir zwar leid, aber auch hier fängt Veränderung erst zuhause an. Wenn einer der Deutschen Bahn jeden Tag eine Rechnung für die verlorene Arbeitszeit schickt, dann macht das noch keine Veränderung. Aber wenn plötzlich 1.000 Menschen täglich eine Rechnung an die Deutsche Bahn schicken, dann wird der Verwaltungsaufwand irgendwann so hoch, dass sie gar nicht mehr drum rumkommen, etwas an diesem Missstand zu verändern.
Zitat von Pestilence
@HG: Die soziale Kluft gab es schon immer und wird es immer geben, also steht sie meiner Meinung nach nicht zur Debatte. Und selbst für Menschen mit weniger Geld, gibt es mit einem Fahrrad mit Elektromotor, einem Roller, einem Mofa oder schlicht den öffentlichen Verkehrsmitteln genügend Möglichkeiten um Mobil zu sein. Es geht hier rein um die Bequemlichkeit vieler, die keine Lust haben in der Kälte zur Arbeit zu fahren, sondern lieber die Heizung im Auto voll aufdrehen.
Immer mehr Städte bieten Sozialtarife für öffentliche Verkehrsmittel für Geringverdiener an und für Hartz4-Empfänger gibt es Zinsfreie Darlehen, falls sie wegen einer Arbeit in eine andere Stadt umziehen müssen. Also obwohl es die soziale Kluft gibt, gibt es in Deutschland mehr als genügend Möglichkeiten, die Ausgaben für den Sprit zu minimieren.

Die schönste Diskussion hatte ich einmal mit einem Pendler, der täglich aus dem Dorf in die Stadt fahren musste. Er beschwerte sich über den Benzinpreis, war aber nicht dazu bereit in die Stadt zu ziehen, weil er ein großes Haus mit Land im Dorf geerbt hat und er nicht einsehe, es seiner Familie anzutun in die Stadt ziehen zu müssen.

Wenn ich mit Öl mein Geld verdienen würde, nur einen begrenzten Vorrat hätte und meine Kundschaft trotz des Preises weiterhin so verschwenderisch damit umgeht, würde ich auch den Preis so hoch wie nur Möglich ansetzen, um möglichst viel Profit aus der Verschwendung der Menschen zu schlagen. Niemand von uns würde es anders machen, wenn er die Möglichkeit dazu hätte.
Sorry Pesti, ich schätze dich eigentlich sehr, aber bei dem völlig weltfremden Gefasel hier kommt mir sonst was hoch!

Hier mal 3 Beispiele zu deiner angeblichen Bequemlichkeit, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren.

Beispiel #1 - mein Vater.
In dem Job den er noch vor 4-5 Jahren hatte hätte es sich bestimmt gelohnt, einen Roller o.ä. zu holen.
Von heute auf Morgen hat er die Pistole auf die Brust gesetzt bekommen - entweder er bleibt weiterhin in der Firma und muss dafür statt den ca 15-20 km jetzt knapp 60 km zur Arbeit fahren und kriegt zusätzlich auch nicht mehr das Gehalt, dass er vorher hatte.
Da mein Vater nunmal in ein Alter gekommen ist - wird in ein paar Monaten 60 - in dem die Aussichten, eine neue Festanstellung zu finden quasi 0 sind, hat er das Angebot angenommen.

So, da die neue Arbeitsstelle aber auch auf der anderen Rheinseite ist, ist sie auch ausschließlich via Autobahn zu erreichen - ergo kann er den Roller vergessen.
Neue Wohnung? Wäre bestimmt möglich. MItte wäre dann etwa Mainz - eine Stadt mit exorbitant hohen Mieten.
Das, was er durch den kürzeren Weg an Spritkosten einsparen würde, hätte er durch die Mieten auch wieder verloren...

Beide Stellen mit ÖPNV erreichen?
Bei der ersten Stelle evtl möglich, hätte aber ca 100€ gekostet und er wäre 2-3 Stunden länger unterwegs - also nicht wirklich interessant.
Bei der 2. Stelle schon nicht mehr möglich, da er im besten Fall one Way schon über 2 Stunden unterwegs wäre.
Da er aber dort in Schichten gearbeitet hat, noch shclechter.


Beispiel #2 - meine Mutter

Fährt aus "reiner Bequemlichkeit" auch wieder mit dem Auto bis zur Arbeit.
Warum? Die direkte Busverbindung die quasie bis vor der Haustür ihrer Arbeit gefahren ist, wurde gekappt.

Statt 40 Min wäre sie jetzt 60-70 Min unterwegs, müsste aber trotzdem den gleichen Preis (>100€) zahlen.

Mit dem Auto ist sie nicht mal die Hälfte der Zeit unterwegs, kann dafür dann Schluß machen wann sie will und ist nicht auf die Busse, die auch nur 1 mal stündlich gefahren sind, angewiesen.



Beispiel #3 - ein Bekannter von meinem Vater.

Seine Arbeitsstelle ist gar nicht so weit weg, vllt 15 km.
Da er es sich nicht leisten kann jedem Tag mit dem Auto zu fahren oder sich einen Roller zu kaufen, hat er es mal diesen Sommer versucht mit dem Fahrrad dort hin zu kommen.

Er jedes mal 3 Stunden unterwegs - one way! Da er von 7 bis 16 Uhr arbeitet hieß das dann 4 Uhr morgens los fahren, ca 19 Uhr abends heimkommen.
Aber stimmt, ist reine bequemlichkeit, dass er das ganze schnell wieder aufgehört hat und dann doch Zähne knirschend mit dem Auto gefahren ist.

ÖPNV?
Wäre auch nciht möglich, da er ca 1,5 Stunden fährt, der erste Zug dort aber erst um 7:15 ankommt und er dann noch 15 Min Fußweg vor sich hätte.
Mal ganz davon zu schweigen, dass es schweine teuer wäre, da er ja jedes mal noch über Mainz fahren müsste, was 20 km in die völlig andere Richtung liegt.


Von den ganzen Pendlern, die RIchtung Frankfurt fahren, fange ich besser erst gar nicht an, da alleine die Zugfahrt von Mainz aus schon eine Stunde dauert.
Ich würde mit dem Auto vllt 45-50 Min brauchen - mit ÖPNV locker 2 Stunden.


So und dann noch mal 2 Beispiele zu meiner "Bequemlichkeit".

1. FH
Im Normalfall fahre ich mit Bus und Bahn ca 1,5 Stunden - wieder one Way.
Wenn ich um 8 Uhr Vorlesung hab, bin ich 2 Stunden unterwegs und wenn ich bis 19 Uhr Vorlesung habe sogar 2,5 Stunden.

Da es aber mal eine ewig lange Zeit lang gab, wo der Bus fast täglich 10 Min und mehr Verspätung hatte - btw war es weder Winter, noch gab es Baustellen - und ich jedes mal meinen Zug verpasst habe und somit noch mal eine Stunde länger unterwegs war, hab ich das irgendwann gelassen.

Mit dem Auto brauche ich meistens nicht mal 20 Minuten - und der Großteil der Strecke ist sowieso so, dass man nicht mal die 100 km/h fahren kann, da man ansonsten irgendwo im Straßengraben hängt.

2. Schwimmbäder

Ich kann ja mal alle Schwimbäder in der Umgebung und die Erreichbarkeit mit ÖPNV oder dem Auto aufschreiben.

Alzey
ÖPNV: über 2 Stunden.
Auto: 25-30 Min.

Bingen
ÖPNV: ca 1,5 Stunden. Alleine die 15 Min Zugfahrt kostet schon fast 6€.
Auto: Max 25 Min

Kreuznach
ÖPNV: ca 1,5 Stunden bis zum Bahnhof. Von dort aus nochmal 6-7km Fußweg.
Auto: ca 30 Min.

Wörrstadt
ÖPNV: etwas über 1 Stunde bis zum Bahnhof. Von dort aus nochmal 3-4km Fußweg.
Auto: 10-15 Min.

Ingelheim
ÖPNV: ca 1 Stunde bis zum Bahnhof. Von dort aus nochmal 2,5km Fußweg
Auto: ca 25 Min

Nieder Olm
ÖPNV: ca 30 Min bis zum Bahnhof, danach nochmal 2km FUßweg. Allein die halbe Strecke kostet schon 2€ irgendwas.
Auto: 10 Min

Mainz
ÖPNV: ca 45 Min, fast 6€.
Auto: ca 25-30 Min

Mit dem Fahrrad ist einzig Nieder Olm erreichbar, bei allen anderen müsste man mind. 1 großen Berg zwischen durch bezwingen.
Für ne Familie mit kleineren Kindern ist das aber auch eher ungeeignet, da man mehrmals eine stark befahrbare Hauptstraße kreuzen muss.

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Ripchip stimmt zu: Vollkommen deiner Meinung
Ob3rst meint: 3 Stunden für 15km? Junge, in der Zeit lauf ich die ohne mich großartig beeilen zu müssen :s