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Alt 24.08.13, 00:22:01
Open-Source, Software-Patente - Freiheit der Meschheit!
blue
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Moin zusammen,
ich möchte mich mal etwas Linux, freie Software und Patente auslassen ...

Linux ist Open-Source.
Open-Source steht nach Aussage von Richard Stallman für Freiheit. Was heißt eigentlich Freiheit und wer ist dieser Richard Stallman ?
Stallman ist früh zu der Ansicht gelangt, dass proprietäre Software den Nutzer einschränkt. Des Weiteren setzt sich Stallman gegen sogenannte Software-Patente ein.

Was heißt das eigentlich?
Nun, dadurch, dass Open-Source Software für jeden zugänglich ist, kann jeder die Software nach seinen Wünschen anpassen. Z.B., vor mittlerweile fast zwanzig Jahren hat ein Jemand angefangen einen HTTP-Server zu programmieren. Der Code wurde öffentlich zugänglich gemacht, wodurch sich schnell eine gewisse Community ergab, die den Server einsetzte - daraufhin Probleme erkannte und zu beheben versuchte...
Wovon ich spreche ist der meist genutzte Web-Server aller Zeiten: Der Apache Web-Server.
Zu Anfang war der Server zwar lauffähig, wies aber diverse Schachstellen auf. Woraufhin sich die Community genötigt fühlte, diese auszumerzen ... Entsprechend entstanden diverse Patches – daher übrigens der Name, welche wie folgt ausgesprochen wird: „A patchy Web-Server“

Warum ist propretäre Software eigentlich schlecht?
In den meisten kommerziellen Konzernen herrscht die Philosophie, dass nach Abschluss eines Projekts keine Zeit (und daraus resultierenden Kosten) in die fortlaufende Pflege gesteckt wird. Jeder berufstätige Software-Ingenieur kennt dieses Problem. Bei Oracle z.B. ist das Problem so massiv, dass Sicherheitslöcher über mehrere Versionen (auch nach Bekanntgabe der Probleme) übernommen werden und nicht ausgemerzt werden. Bei freier Software ist das anders: Es findet sich schlicht immer jemand, der sich dem Problem annimmt und einen Patch einreicht. So im aktuellen Fall von Android 4.2. Aktuell besteht eine Sicherheitslücke in nahezu allen Android-Geräten, die es erlaubt, nicht authorisierte Software auf dem Gerät zu installieren (ohne jegliche in Kenntnissetzung des Nutzers). Die Entwickler des Open-Source Projekts [i]CyanogenMod[/] haben sich dem Problem direkt angenommen und ein entsprechendes Update veröffentlicht.

Open-Source heißt aber nicht immer, dass die Software sicherer und stabiler ist
Das Gnome-Projekt hat u.a. bewiesen, dass dies nicht stimmt. Mit dem Release von Gnome 3 wurde nicht nur ein neues Konzept in der Bedienung von Software eingeführt, sondern auch einen Haufen Bugs. Ich war selbst großer Fan von Gnome 2, aber mit Version 3 ist das Projekt für mich gestorben. Die Oberfläche war schlicht so buggy, dass die Entwickler zunächst die Roadmap radikal umgeschmissen hatten. Statt neuer Feature kam es im zweiten offiziellen Release fast ausschließlich zur Stabilisierung. Selbst Linus Torvalds hatte sich seinerzeit äußerst unzufrieden über das Projekt ausgesprochen.

Und so komme ich zur Freiheit
In Folge dessen hatte ich mich lang nach einer guten Alternative umgesehen. Diverse Entwickler waren mit Gnome 3 so unzufrieden, dass sogenannte Forks entstanden sind. So entstand mit Mate ein Fork zu Gnome 2, welcher aktuelle Feature in das veraltete Gnome 2 zu integrieren versuchte – es wird übrigens nicht weiter gepflegt. Oder Cinnamon, welches vom Mint-Team entwickelt und gepflegt wird. Es stellt eine gewohnte Gnome 2 Oberfläche mit Gnome 3 Backend zur Verfügung.
Ich allerdings bin komplett weg vom Gnome-Projekt und habe mich XFCE zugewandt. Die Entwickler haben das Ziel, eine stabile, schlichte und einfache Desktop-Umgebung zu entwickeln. Ich bin so zufrieden damit, dass ich es jedem bedenkenlos empfehlen würde.

Was macht Freiheit für mich aus?
Für mich macht Freiheit aus, zu entscheiden, was ich installieren will. Ich nutze keine aufgeblasenen Distributionen wie Ubuntu oder Fedora - Ich mag Arch Linux. Nach der Installation lande ich einer Bash. Folglich installiere ich genau die Software, die ich will. Ohne unnötigen Ballast, ohne Feature, die meinen Rechner unnötig belasten.
Stallman hat sich über Canonical (Ubuntu-Macher) übrigens äußerst schlecht geäußert: Open-Source muss sich irgendwie bezahlen lassen, so haben die Jungs bei Canonical in der Suchfunktion eine Amazon-Integration eingebaut. Man erhält also Werbung ... in der Linux-Welt ein absolutes Unding! Nichts desto trotz ist Ubuntu die einsteigerfreundlichste Distribution aller Zeiten.

Und was ist mit diesen Software-Patenten?
Ich mag diesbezüglich radikal denken, aber für mich sind Software-Patente etwas abscheuliches gegen die Menschheit. Ein Beispiel ... id Software hat vor Jahren die id Tech 4 Engine (Doom 3) veröffentlicht – die musste aber zuvor noch umgeschrieben werden. Und zwar oblag der Algorithmus, welcher die Schatten berechnet eines Patents. Es musste also auf einen freien Algorithmus zurückgegriffen werden.
Als Software-Ingenieur sind derartige Patente die Hölle: Man schreibt naiv Software und veröffentlich jene, nicht ahnend, dass irgendjemand auf den Algorithmus ein Patent angemeldet hat. Entsprechend fallen u.U. immense Kosten durch Lizenzen an – ganz zu schweigen von irgendwelchen Klagen. So wurde auch schon der Verkauf eines iPhones in diversen Ländern untersagt, weil Samsung irgendwelche Patente besaß und geklagt hat. Man mag nun denken „Apple hat ja genug Geld, die kommen mit dem Verlust schon klar.“ – niemand bedenkt aber, dass die Mehrkosten bei Apple nicht einkalkuliert waren und es sich bei dem Unternehmen um eine Aktiengesellschaft handelt. Im Endeffekt muss Apple das Geld also auf andere Art und Weise verdienen, was sich z.B. dadurch bemerkbar macht, dass das nachfolger-Modell schlichtweg fünf Euro mehr kostet.
Des Weiteren sind Patente dafür verantwortlich, dass wir technisch einige Jahre zurückgeblieben sind. So z.B. der aktuelle Boom von 3D-Druckern. Der Grund, warum auf einmal so viele derartige Drucker auf den Markt kommen ist schlichtweg, dass die Patente dafür mittlerweile ausgelaufen sind. Entsprechend komme ich zum Entschluss, dass wir bereits vor fünf bis zehn Jahren bereits Waffen hätten selbst herstellen können – um es mal etwas sarkastisch auszudrücken
Und hier kommt wieder die Welt des Open-Source ins Spiel: Stallman ist nicht nur Feind von Software-Patenten, er hat auch die GNU Foundation ins Leben gerufen, die für die GPL (General Public License) verantwortlich ist (Im Grunde ist GPL für Software-gedacht, kann aber genauso auf andere Projekte angewandt werden). Die Lizenz sagt vereinfacht folgendes aus:
Verwende die Erfindung/Entwicklung nach freiem Belieben. Solltest du aber etwas daran ändern, musst du die Änderungen publik machen.
Hierdurch profitieren alle Seiten, egal ob Erfinder, Ingenieur oder Endkunde ...
- Als Erfinder hast du die Möglichkeit deine Erfindung zu verbessern.
- Als Ingenieur hast du die Möglichkeit auf innovative Erfindungen zurückzugreifen um deinen Kunden das bestmöglichste Produkt zu liefern.
- Als Endkunde zahlst du weniger für die Produkte, weil Ingenieure weniger Aufwendungen haben – immerhin müssen sie das Rad nicht ständig neu erfinden.

Noch etwas:
Wie wohl alle mitbekommen haben, werden wir stets von staatlichen Obrigkeiten beschattet. Und teilweise hilft und auch AES/RSA (die aktuellen quasi-Standardalgorithmen zum Verschlüsseln von Daten) nicht mehr. Nichts desto trotz, es gibt bereits deutlich effektivere Verfahren, welche allerdings durch Patente blockiert werden.


So, und nun seid ihr gefragt ... wie steht ihr zu den o.g. Themen?

C++ ist böse
Die Unterschiede [der Programmiersprachen] sind enorm: Während Programme wie die Schreibsoftware Microsoft Word mit HTML programmiert wurden, greifen die Entwickler von Metzel-Games oft zu der Hacker-Programmiersprache C++. Wie gefährlich diese Sprache für Jugendliche ist, zeigte sich erst im September 2009, als der schülerVZ-Hacker Matthias L. vor seinem Selbstmord einen Abschiedsbrief verfaßte – in C++.