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Alt 11.08.12, 21:23:49
McFabs
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Beiträge: 4
Wie, ich sehe haben wir einen ähnlichen Humor, jedoch auseinandergehende Meinungen zum Thema Tod/Selbstmord. Fangen wir mit dem Humor an. Wie meine täglichen Skype-Konferenz-Partner bestätigen können, bin ich ein großer Fan von abgedrehten und teilweise nicht ganz verständlichen Humor. Häufig übertreibe ich und überschreite Grenzen, die andere Menschen vielleicht nicht überschreiten würden. Zum Beispiel machte ich einmal Wort-Witze über meine verstorbene Grundschullehrerin, die -wie ich leider zugeben muss- nicht den besten Charakter hatte.
Wenn ich solche Witze mache spielt sich bei mir der Gedanke auf, dass ich die ganze Situation vielleicht entschärfen könnte, indem ich im Anschluss etwas Nettes hinzufüge.
Ich bin also der Letzte der keinen schwarzen Humor versteht. Ich fasse mir jedoch bei einigen Dingen anschließend an den Kopf. Häufig sind das schwarzhumorige Scherze, die auf die Realität bezogen sind. So lachte ich auch erst über den Möllemann-Joke und dachte mir dabei recht wenig.
Erst im Nachhinein dachte ich darüber nach, dass dieser Herr Möllemann auch mein Onkel oder sogar mein Vater hätte sein können und ich dann vielleicht sicher nicht darüber gelacht hätte. Denn, wer findet das denn bitte witzig, wenn sein eigener Vater sich auf so eine grausame Weise das Leben nimmt?
Zu meiner Person: Nein, ich bin sicher in keiner strenggläubigen Familie aufgewachsen. Sowohl mein Vater und meine Mutter sind aus der Kirche ausgetreten und wir konnten alle immer recht offen über Alles reden. Mit meinen 16-Jahren geht es mir erstaunlich gut. Ich habe keine gesundheitlichen Probleme, es ist, bis auf eine Mitschülerin, die sich das Leben nahm, niemand in meinem unmittelbaren Bekanntenkreis gestorben. Ich kam also nie in unmittelbaren Kontakt mit dem Tod. Trotzdem symbolisiert der Tod für mich Frieden.
Dazu gehört meiner Meinung nach auch "in Frieden lassen".

Es dabei zu belassen, wäre aber zu einfach. Denn, wie du ja bereits gesagt hast, lachen viele über die im Überfluss zu findenden Hitler-Parodien. Das ist auf jedenfall Heuchelei.
Und auch das finde ich eigentlich nicht ok. Meistens zappe ich weiter, wenn Switch seine selten dämlichen Hitler-/Stromberg-Parodien bringt. Das liegt vor allem daran, dass man nach einem KZ-Besuch über dieses doch recht ernste Thema anders denkt und wenig für sowas übrig hat. Allerdings will ich mich nicht als Gutmensch aufspielen und schon gar nicht bestreiten, dass ich auch mal über sowas gelacht habe.

Trotzdem gibt es immer noch einen unterschied zwischen einer Hitler-Parodie und einem Hitler-Witz. Bei einer Hitler-Parodie ist meist eine deutlich erkennbare Distanz zum realen Vorbild vorhanden und man lacht auch eher über die teils sehr unterhaltsame Darstellung des Schauspielers. Ich kann dabei wirklich den Film "Inglourious Basterds" empfehlen, der es damit auf die Spitze trieb und viele Lacher erntete. Bei einem Hitler-Witz ist das etwas anderes. Wenn man über ihn lacht liegt das entweder daran, dass er auch ohne Hitler als Protagonist komisch gewesen wäre, oder dass der Zuhörer einfach nicht ausreichend über die Umstände informiert ist, oder es liegt einfach an dessen Abgestumpftheit gegenüber solchen Themen.

Wie du ebenfalls erläutert hast, lässt sich Adolf Hitler wirklich nicht mit Jürgen Möllemann vergleichen. Da wäre nicht nur der Vergleich zwischen Genozid und "nicht ordentlich gemeldeter Parteispenden". Viel wichtiger ist die Zeit, die seit dem Tod Hitlers vergangen ist, in Relation zu der Zeit seit dem Tod Möllemanns, der ja nun wirklich erst seit kurzem verstorben ist. Das ist nun auch für mich einer der vielen Gründe, warum ich eher kritisch dem gegenüber stehe. Und Witze über Kurt Cobain sind geschmacklos. Punkt. Das hat nichts mit schwarzem Humor zu tun. Es ist einfach nicht die Art, mit der man seinen Tod verarbeiten sollte.

Zurück zu Möllemann. Möllemann ist wirklich dabei gestorben, als er mit 200 km/h aufprallte. Ich kenne auch niemanden, der darauf gewartet hat, dass er ähnlich wie eine Comicfigur in der nächsten Szene auftaucht. Es geht hier also wirklich um eine reale Person. Und wenn Witze über ihr Ableben gemacht werden, kann man das in meinen Augen nicht als "neckische Auseinandersetzung" bezeichnen. Denn es wäre ebenfalls Heuchlerei, zu behaupten, dass du Möllemanns Tod je betrauert hättest, sodass es was zu auseinandersetzen gegeben hätte. Denn er war wahrscheinlich kein Verwandter von dir. Ebenso glaube ich nicht, dass du ein großer Fan von ihm warst, sonst hättest du seinen Freitod nicht mit dem Sturztod eines Minecraft-Users im Spiel verglichen.

Nein, das hätte mich nicht gestört. Es ist keine Auseinanderbesetzung, die damit betrieben wird sondern Spott. Diese Person hast du nicht gekannt, wirst du nie kennen lernen und Hauptsache sie reicht für einen Joke aus, den außer mir, laut dem was ich gehört habe nur wenige verstanden haben. Das finde ich nicht richtig.

Ich hoffe ich konnte dir einen noch ausführlicheren Einblick in meine Meinung bieten und bin natürlich auf die Resonanz zu diesem Thema und auf Feedbacks gespannt