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HG 25.02.11 13:45:42

Man sollte vielleicht noch bedenken, dass es bei so einem Plagiarismus nicht nur um ein bisschen schummeln geht. Das ganze kann durchaus strafrechtlich relevant sein!

Außerdem möchte halte ich es für ganz schön bescheuert, wenn jemand im Jahr 2007 eine Arbeit mit so vielen kopierten Stellen abgibt und ich weiß nicht, ob ich jemanden als Minister haben möchte, der so doof ist.

Dem muss doch in so exponierter Position klar gewesen sein, dass seine Arbeit irgendwann geprüft wird...

Zahl 25.02.11 13:46:12

Zitat:

Zitat von steelworks
Es ist schon lustig, wie einige hier eine geklaute Doktorarbeit mit Kinderpornos vergleichen, als ob das ansatzweise gleiche Dimensionen wären.

Du hast zuvor gesagt, so lange jemand seine Arbeit gut macht, ist dir egal, was er unabhängig davon verzapft. Was willst du denn nun? ;)
Kann ne nette Ordnungsstrafe kosten, so ne Doktorarbeit zu kopieren. Beim Abi schummeln sorgt "nur" dafür, dass du keine Chance mehr hast, es noch zu bekommen. Ist ja auch logisch, was kann man denn dabei groß plagiieren? Du nimmst ja nicht 8 10-Seitige Arbeiten mit rein in der Hoffnung, dass eine davon deinem Thema entspricht.


Aber um mal auf
Zitat:

Nennt doch mal Handlungen als Minister, die durch massives Scheitern und Erzeugen von nicht einfach zu lösenden Problemen dazu berechtigen würden, ihm nahe zu legen, das Ministeramt niederzulegen.
einzugehen:
Massive kann ich dir nicht nennen. Andere Fehler und Ungereimtheiten wurden im Thread schon genannt. Der Telepolis Artikel liest sich auch sehr schön und unterstreicht mehrfach das, was ich hier nur behauptet habe: Der Typ ist ein Hochstapler und Aufschneider. Er kann gut Reden und täuscht so Kompetenz vor. Beispiel Afghanistan habe ich schon gebracht. Fakt ist, dass der Abzug von den USA abhing und ansonsten auch auf europäischer Ebene koordiniert werden musste. Guttenberg war einfach zur richtigen Zeit im Amt. Sonst wär jeder andere jetzt der herausragende Politiker, der Deutschland aus Afghanistan geholt hat. Als Beispiel sei hier auch mal Dänemark erwähnt, die sogar schon dieses Jahr mit dem Abzug beginnen. Warum wir nicht?
Und die Massen lassen sich blenden!
Aber genau das ist der Punkt, warum er weg kann und soll: Er ist ein völlig durchschnittlicher Sepp der absolut ersetzbar ist. Darum gibt es keinen Grund, mal ein Auge zuzudrücken, für so einen dreisten Betrug. (Hätte er ein Heilmittel für AIDS gefunden, würde ich evtl. anders denken.) Ja, die Abschaffung der Wehrpflicht hätte sich ohne ihn vielleicht noch 1 oder 2 Jahre rausgezögert. Aber aus Afghanistan wären wir so oder so raus, ohne ihn vielleicht sogar früher.

Ich würde dich bitten, einfach mal den von Shark verlinkten Artikel zu lesen, und dann folgende Fragen zu beantworten:

1) Welche Leistungen machen ihn für dich so großartig?

2) Wenn du (in deinem Kommentar an Chief) sagst, dass sein indirektes Gerede um seine Fehler und Zugeben erst, wenn es nicht mehr anders geht für Stärke sprechen, wie hätte es denn deiner Meinung nach ein schlechter, feiger Politiker angegangen (der auch im Amt bleiben will, also nicht einfach hinschmeißt)?

3) Wie kann dir dieser Vorfall bei dir nicht massive Zweifel an seiner Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit aufkommen lassen? Wie schon gesagt, jemand der so ein Supertyp ist hätte es nicht nötig, so ne Arbeit zu kopieren. Nein, man ist nicht so überlastet, dass man kopieren muss. Dann dauert es eben 1 Jahr länger, aber 400 Seiten bekommt man irgendwann voll. Was sagt dir, dass er seine politischen Pläne etc. nicht auch von seinen Assistenten, Handlangern ausgearbeitet bekommt. Dann schmückt er das ganze mit seiner Redegewandtheit und Charisma aus, und fertig ist der Lack. Denn du kannst noch so gut sein; wenn dein Auftreten nicht stimmt, hast du in der Politik keine Chance.

Traube 25.02.11 14:06:12

Um hier nochmal einen ganz anderen Aspekt reinzubringen:

Einigen Leuten ist wohl ganz offensichtlich nicht bewusst, worum es sich bei einem Doktortitel handelt.
Der Doktortitel ist die höchste (!) akademische (!) Auszeichnung.

Mal ganz unabhängig von der Frage, wozu ein Politiker eine akademische Auszeichnung braucht, außer um seinen Penis zu vergrößern: Man tritt die Wissenschaft mit den Füßen, wenn man das Erschleichen eines Doktortitels als Lapalie abtut!
Hätte er Kinder geschändet, anstatt sich den Doktortitel zu erschleichen, wäre er längst zurückgetreten. Dass er nun nicht einmal darüber nachdenkt, zeigt doch auch, was Guttenberg selbst über seinen Doktortitel denkt: Er ist für ihn nichts mehr als ein Schmankerl, das er sich vor seinen Namen setzen kann. Und dieser Gedanke scheint beim Großteil der Bevölkerung genau so verankert zu sein.
Da gab's gestern übrigens einen sehr lesenswerten Kommentar in der SZ zu: *klick*


Nun zu der Debatte um Guttenberg an sich:
Natürlich hat er den Fehler erst zugegeben, als es keine andere Möglichkeit mehr gab - wie bei allen anderen Angelegenheiten auch.
Hätte er von Anfang an eingestanden, dass er Scheiße gebaut hat - dass er dies getan hat, ist nun wohl eindeutig belegt -, hätte er Charakter bewiesen, aber die Art und Weise, wie das nun wieder abgelaufen ist, zeigt nur wieder, was er in meinen Augen ist: ein karrieregeiler Blender und Strahler, der mit Titeln, Reden und Schwiegersohnfeeling die Leute in seinen Bann zieht.

Und natürlich kann man den Doktor Guttenberg nicht von dem Politiker Guttenberg trennen. Es ist ein und dieselbe Person.
Der Guttenberg, der betrügt, ist genau der Guttenberg, der Verteidigungsminister ist. Und dieser Guttenberg hat in meinen Augen jegliche Glaubwürdigkeit endgültig verloren.

Lolo 25.02.11 14:13:35

Zitat:

Zitat von Zahl (Post 488984)

1) Welche Leistungen machen ihn für dich so großartig?
2) Wenn du (in deinem Kommentar an Chief) sagst, dass sein indirektes Gerede um seine Fehler und Zugeben erst, wenn es nicht mehr anders geht für Stärke sprechen, wie hätte es denn deiner Meinung nach ein schlechter, feiger Politiker angegangen (der auch im Amt bleiben will, also nicht einfach hinschmeißt)?
3) Wie kann dir dieser Vorfall bei dir nicht massive Zweifel an seiner Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit aufkommen lassen? Wie schon gesagt, jemand der so ein Supertyp ist hätte es nicht nötig, so ne Arbeit zu kopieren. Nein, man ist nicht so überlastet, dass man kopieren muss. Dann dauert es eben 1 Jahr länger, aber 400 Seiten bekommt man irgendwann voll. Was sagt dir, dass er seine politischen Pläne etc. nicht auch von seinen Assistenten, Handlangern ausgearbeitet bekommt. Dann schmückt er das ganze mit seiner Redegewandtheit und Charisma aus, und fertig ist der Lack. Denn du kannst noch so gut sein; wenn dein Auftreten nicht stimmt, hast du in der Politik keine Chance.

Naja zu 3. Es ist illusorisch zu denken, dass ein Minister auch nur ansatzweise daheim sitzt und nach Lösungen grübelt. Der Minister ist der Chef seines Ministeriums. Die inhaltliche Arbeit in den Ministerien läuft hauptsächlich in kleineren Themensitzungen etc. ab, in denen sich Politiker den Input von Experten holen (Politikberatung fest angestellt, oder Expertise aus Verbänden).
Der Minister ist jetzt dafür zuständig, die Vorstellungen seiner Partei / der Regierung mit den gegebenen Möglichkeiten zu kombinieren, einen Gesetzesentwurf bzw. eine Arbeitsanweisung zu unterschreiben, die in Sitzungen zuvor ausgearbeitet wurde, welche dann in die Administration weitergegeben wird (meist auf Länderebene, die auf der Vollzugsebene subsidiär agieren).

So far ist die Rolle eines Kabinettmitglieds für mich ohnehin so definiert: Sich von anderen informieren und beraten lassen und das ganze durch die Parteibrille bewerten und vor allem: die Entscheidung nach Innen und nach Außen zu verkaufen.
Diese Kompetenzen erfüllt K-T unabstreitbar alle. Man könnte schon fast hämisch sagen, dass er ja sozusagen Experte darin ist, das Wissen anderer für seinen Vorteil zu nutzen.

Guttenberg wird natürlich in seiner Amtszeit für alle Handlungen verantwortlich gemacht. Da wir in Deutschland unsere kurzfristige politische Unterstützung sehr stark nach Einzelentscheidungen und vor allem an einzelnen Personen festmachen, sackt K-T natürlich in letzter Zeit den Ruhm für die positiven Änderungen der aktuellen Regierung ein.

Letzteres macht ihn jetzt nicht besonders fähig oder großartig, sondern ist dem System geschuldet. In diesem System füllt er seine Rolle sehr gut aus und versteht es vorzüglich, das Volk bei der Politik "ins Boot zu holen".
Da die Mehrheit der Bürger politisch uninformiert ist, müssen sich die Amtsinhaber die politische Unterstützung mittlerweile auf relativ triviale Art und Weise holen. Politische Unterstützung ist aber nunmal (zusammen mit Forderungen) esenzieller Input des Politischen Systems.

Also es gibt ja so Deppen, die Fächer wie ich studieren und sich hinterher in die Politikberatung bewegen, spezialisiert in ganz bestimmte Bereiche. Wenn ich jetzt meine Dissertation im Teilbereich Internationale Beziehungen schreibe, mich mit dieser Expertise im Außen- oder Verteidigungsministerium anstellen lasse und sich das Wissen hinterher als Lügenkomplex entpuppt, dann gäbe es sicherlich einen Grund mich zu feuern.
Guttenberg, der ja aber Politiker ist und kein Politikwissenschaftler (Tag und Nacht), der von den gebrochenen akademischen Fähigkeiten im Amt wohl keine mehr braucht.

(Sein Gepfusche ist natürlich trotzdem moralisch völlig falsch und leichtsinnig, was man einfach negativ bewerten muss!)


Zu 2)
Stimme da Zahl eigentlich zu. Alle schon geschehenen Dinge mal außen vor lassend tut Guttenberg im Moment nicht wirklich das einzig Richtige, sondern das einzig Mögliche. Alles andere, als seine Fehler jetzt voll einzugestehen wäre inzwischen Humbug (J.U., "Nein, ich war nicht gedopt") und somit haben ihm seine Kommunikationswissenschaftler da den konsequent nötigen Schritt empfohlen.
Natürlich können Unterstützer das jetzt wieder als Stärke interpretieren. Wer sich affektiv mit Guttenberg anfreunden kann und die Person generell unterstützt darf das auch gerne so sehen.
Zahl ist ganz offensichtlich kein blinder Anhänger und denkt mal wieder wissenschaftlich rational ;)

darshu666 25.02.11 14:54:17

Zitat:

Zitat von HG (Post 488983)
Außerdem möchte halte ich es für ganz schön bescheuert, wenn jemand im Jahr 2007 eine Arbeit mit so vielen kopierten Stellen abgibt und ich weiß nicht, ob ich jemanden als Minister haben möchte, der so doof ist.
Dem muss doch in so exponierter Position klar gewesen sein, dass seine Arbeit irgendwann geprüft wird...

Nein darueber hat er sicherlich nicht nachgedacht, in seinem Hochmut, aber genau das und die Hinterleuchtung von Sharks Artikel zeichnen ein gar feines Bild.

Mir faellt das dazu ein Klick er koennte sich um die Nachfolge bewerben. ;)

Traube 27.02.11 14:21:54

Mir ist gerade ein Vergleich eingefallen.

Vor einem guten Jahr trat Margot Käßmann nach einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss unverzüglich und ohne zu zögern von ihren Ämtern als Ratsvorsitzender der EKD und als Landesbischöfin zurück.

Das Vergehen hatte nichts mit ihrer hervorragenden Arbeit zu tun, aber ihr sebst war sofort klar, dass das Ablegen der Ämter der einzig richtige Weg war. Sie hat im Moment ihrer Schwäche Größe bewiesen. Und in der Achtung der Menschen ist sie dadurch noch gestiegen, weil sie sich nicht an Position und Macht geklammert hat.

Schade, dass Guttenberg das anders sieht. Selbst wenn er im Amt bleibt, ist sein Ruf imho nachhaltig so beschädigt, dass seine politische Karriere auf Bundesebene relativ bald beendet sein wird.

Lolo 01.03.11 10:42:57

Laut bild.de steht Guttenberg kurz vor dem Rücktritt, das Gesuch sei schon eingereicht.

http://www.bild.de/BILD/politik/2011...t-zurueck.html

Um 11.15h ist eine Pressekonferenz, dann wissen wir mehr...

HG 01.03.11 11:01:34

Auch grad gesehen, bin mal gespannt...

Und ich bin im übrigen sicher, dass die Republik davon nicht untergehen wird...

Kopfnicker 01.03.11 11:07:38

Cool, sind ja alle informiert hier. Wollte grade die Nachricht verkünden :D

Übrigens Lolo: BILD.de !? Schande über dich :fin:

JimbeatsAlcohol 01.03.11 11:08:26

wollt ich grade auch sagen^^

hier mal ne seröse quelle http://www.spiegel.de/politik/deutsc...748318,00.html


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